Forschung Soziologie / Forschungsthemen
An der Fakultät für Soziologie wird eine große Breite an Forschungsthemen in der Regel von einer oder mehren Personen bearbeitet. Nachfolgend ein Überblick zu einigen Forschungsthemen.
Zu Arbeit wird an Fakultät vor allem entlang dreier Forschungslinien geforscht. In einer ersten Linie wird gefragt, wie Arbeit und Arbeitsmärkte sich durch Prozesse der Flexibilisierung, Transnationalisierung und Digitalisierung verändern. Eine zweite Forschungslinie widmet sich den Auswirkungen der Arbeit Lebensbereiche, wie Gesundheit, Familie und Wohlbefinden. Die dritte Linie konzentriert sich auf die Reproduktion von Ungleichheiten am Arbeitsplatz.
In soziologischen Perspektiven auf Algorhitmisierung, Digitalisierung, Datafizierung interessieren sich Forschende an der Fakultät für Soziologie vor allem für Veränderungen in Regulierung und Kontrolle, Vorhersage und Expertise, Kompetenz und Übersetzung, Gesundheit und Wohlbefinden sowie Erreichbarkeit und Vereinbarkeit. Dabei werden unterschiedliche digitale Räume in den Blick genommen, von sozialen Medien über digital-algorithmische Techniken bis hin zu Datenintegrationsplattformen. Neben gegenstandsbezogenen Forschungen spielen auch methodische Fragen etwa zur Analyse großer Datensätze eine große Rolle.
Das aktuelle Forschungsinteresse in Bezug auf Entwicklung an der Fakultät ist darauf ausgerichtet, das wirtschaftliche und politische Engagement und die Motivation Chinas als neuer globaler Akteur in Regionen Südostasiens oder Afrikas zu verstehen. Von großem Interesse sind in diesem Zusammenhang die Modalitäten, wie die infrastrukturellen Investitionen sowohl die lokalen wirtschaftlichen Entwicklungen vorantreiben, als auch individuelle und kollektive Aspirationen formen und umgestalten.
Im Bereich der Geschlechterforschung/Gender Studies wird ein breites Spektrum von Themen mit diversen disziplinären, theoretischen und methodischen Zugängen bearbeitet. Im breiten Kontext von Arbeiten zu Verkörperungen („embodied gender“) steht insbesondere das Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Arbeiten in Familien und am Arbeitsmarkt sowie etwa Fragen der gender equality im von Wohlfahrtsstaatlichkeit oder der Auswirkungen der Gender-Erfassung auf Lebensrealitäten und Teilhabe.
Das Verhältnis von Individuum, Subjekt, Akteur*in, Einzellebewesen zu Gesellschaft, Gemeinschaft, Kollektiv gehört zu den Ur-Gegenständen der Soziologie. In anderen Disziplinen wie in der Biologie entwickeln sich um den Begriff der Individualisierung gerade äußerst vitale Forschungsaktivitäten. Im interdisziplinären Austausch wird die Bedeutung von Individualisierungsprozessen im Hinblick auf sich ändernde Umwelten (InChangE) untersucht.
In all ihrer multiparadigmatischen Breite der Soziologie finden Forschungen zur Generierung von Daten und zur Weiterentwicklung großer Panels statt. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt in ethnomethodologischen Analysen und im Aufbau großer Dateninfrastrukturen (Leibniz ScienceCampus).
In der Migrationsforschung werden Im- sowie Mobilitätstrends im globalen Süden, der Umgang mit Flüchtlingen und ArbeitsmigrantInnen, und die Restrukturierung von Organisationen angesichts krisenbedingter globaler Migration untersucht. Weitere Arbeiten beschäftigen sich mit einer akteurszentrierten Erörterung des Verhältnisses zwischen transnationaler Kriminalität und ‚illegaler‘ Migration sowie der Veränderung von Diskriminierungsbereitschaft im öffentlichen Dienst durch das Arbeiten mit Personen mit Migrationshintergrund.
Die Forschung zu sozialen Bewegungen konzentriert sich darauf, wie aktuelle Krisen – Krieg, Klimawandel oder Pandemie – das politische Handeln prägen. Wie Proteste zum gesellschaftlichen Zusammenhalt oder zur Polarisierung beitragen, welche Akteure sich mit welchen Motivationen und Werten an sozialen Bewegungen beteiligen, sind Fragen von weiterer Relevanz.
Die Publikationsliste, die Liste der Drittmittelprojekte sowie die individuellen Websites von Angehörigen der Fakultät geben Details zu einzelnen und weiteren Forschungsthemen.
Neben eigenen fortlaufenden Theoriearbeiten verstärkt zu Globalisierung und historischen Dimensionen von Theoriebildung ist an der Fakultät ein Langfristprojekt zur Aufbereitung und Systematisierung des Nachlasses von Niklas Luhmann angesiedelt.
An der Fakultät werden unterschiedliche Formen sozialer Ungleichheit im Kontext des Arbeitsplatzes, der Universität oder der Schule erforscht. Das Forschungsinteresse richtet sich dabei nicht nur auf die Frage, wie Ungleichheit sich auf das individuelle Leben auswirkt und bestimmte Lebenschancen ausschließt, sondern auch darauf, wie Ungleichheit spezifische Diskriminierungserfahrungen prägt und verstärkt.
Forschung zu Ungewissheiten und Unsicherheiten stellen bisher vor allem Bedrohungen ins Zentrum ihres Interesses. Forschende der Fakultät erweitern mit Kolleg:innen anderer Disziplinen diese enge Perspektive und verfolgen einen Ansatz, der verschiedene Modi der Navigation von Unsicherheit (Uncertainty-Talks) in den Mittelpunkt stellt.
Die Fakultät beteiligt sich am Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens“ und bearbeitet darüber hinaus Vergleichsthemen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, so etwa in Bezug auf Leistungsvergleiche zwischen Hochschulen („Rankings“).
Gebündelt im Institut für Weltgesellschaft stellt die Weltgesellschaftsforschung seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Markenzeichen der Forschung an der Fakultät dar. Die Weltgesellschaft bietet dabei einen Hintergrund für die Reflektion der globalen Einbettung unterschiedlicher Strukturen und Prozesse von Weltpolitik, transnationaler Sozialpolitik, oder aber Fragen von Migration und globaler Vernetzung.
Weltpolitischer Strukturwandel wird in einer historisch-soziologischen Perspektiven im Rahmen des Instituts für Weltgesellschaft, dem Graduiertenkolleg World Politics sowie im Rahmen des SFB 1288 untersucht. Neben einer breit angelegten historisch-soziologischen Perspektiven widmen sich einzelne Arbeiten etwa der Rolle von Weltorganisationen oder dem Verhältnis von Wissenschaft und Politik im internationalen Kontext.
Wissensproduktion und -zirkulation stellen einen Forschungsschwerpunkt dar, der seine Relevanz nicht nur dadurch erlangt, dass er sich mit der Frage beschäftigt, wie Wissen im Kontext von Universitäten generiert wird, sondern auch, wie spezifische Formen von Expertise aktuelle politische Entscheidungen beeinflussen. In diesem Zusammenhang interessieren Forschende der Fakultät sich für die Fragen, wie Expertenwissen produziert und legitimiert wird, wie epistemologische Unsicherheiten und Quantifizierungspraktiken politische Entscheidungen prägen oder wie Algorithmen den autoritären Anspruch des Expertenwissens verändern könnten.